Das Jahr hat begonnen und bald schon steht Ostern vor der Tür. Dann feiern wir die Auferstehung Christi. Das geschieht in vielen Gemeinden bereits nachts oder am frühen Morgen in einer besonderen Gottesdienstform, die aus der Dunkelheit ins österliche Licht führt. So ist es seit der Einführung durch Pfarrer Albrecht Sondermann auch in Tennenlohe Brauch.
Die Tradition
Die Tradition der Osternacht reicht bis zu den Anfängen des Christentums zurück. Sie entwickelte sich als eine Zeit der Erwartung und des Wartens auf die Auferstehung Christi. Die Gläubigen versammelten sich in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag, um gemeinsam das freudige Ereignis zu feiern. Diese Tradition hat sich im Laufe der Jahrhunderte in verschiedenen christlichen Konfessionen weiterentwickelt und ist auch in vielen protestantischen Gemeinden tief verwurzelt.
Die Osternacht hat eine tiefgründige spirituelle Bedeutung. Sie symbolisiert die Dunkelheit der Grabesnacht, die mit dem Licht der Auferstehung durchbrochen wird. Diese symbolische Handlung erinnert die Gläubigen daran, dass das Licht Christi die Finsternis überwindet und neues Leben bringt. Die Osternacht ist somit ein Fest der Hoffnung, des Neuanfangs und der Erlösung.
Der Ablauf
Die Feier der Osternacht in unserer Gemeinde hat auch schon eine lange Geschichte. Seit mehr als 40 Jahren findet sich ein Team von Gemeindemitgliedern jährlich im zeitigen Frühjahr mit dem jeweiligen Pfarrer oder der Pfarrerin zusammen, um zu überlegen, unter welchen Themen die Osternacht stehen kann.
Das nimmt vor allem Bezug auf den ersten Teil unserer Feier, die Dunkelheit der Nacht:
Der Gottesdienst beginnt am Ostersonntag morgens - wegen der Zeitumstellung diesmal - um 6 Uhr in der Kirche ohne Beleuchtung, um die symbolische Dunkelheit der Grabesnacht zu erfahren. Aus den Überlegungen vorab fließen Texte zu Ereignissen der Zeit ein, welche Menschen bedrücken können, verloren im Dunkel.
Einzelne im Team tragen die Texte vor. Musikalisch sparsam begleitet wird dies von einer kleinen Instrumentalgruppe nur mit dem Lied „Bleibet hier, wachet mit mir“ und dem Kyrie zwischen den Texten. Entscheidend für das Erleben der Dunkelheit mit der Reflektion der Textinhalte sind die langen Schweigephasen darin.
Am Ende, wenn es bereits dämmert, wird die Dunkelheit der Grabesnacht durchbrochen von der Liturgie des Lichts:
Die Osterkerze wird in die Kirche hereingetragen und gesegnet. Das Licht ist in der Welt.
Christus hat die Dunkelheit besiegt und gibt uns Hoffnung für den Alltag.
Das Licht der großen Kerze wird an die Kerzen der Gläubigen weitergegeben, um die Verbreitung des Lichts Christi zu symbolisieren. Das Osterevangelium wird angesprochen und das Abendmahl, jetzt das Morgenmahl der Auferstehung, vom Team vorbereitet. Dabei bekommt die musikalische Umrahmung mit Freude ihren Ausdruck: Orgel und Gesang aus der griechischen Orthodoxie, aus Taizé und dem Liederbuch lassen die Hoffnung leuchten.
Das geistliche Amt übernimmt nun die Abendmahlsfeier und bittet die Gläubigen zur Austeilung in den Altarraum, wo sie ihre Kerze abstellen. Spürbar miteinander für alle soll das Ostermahl der Auferstehung gefeiert werden. Fränkisches Brot in Körben wird herumgegeben, Wein oder Saft gereicht.
Das Licht der vielen Kerzen und des anbrechenden Tages, die Gesänge und die Begegnung im Mahl vereinen sich zu einer einzigartigen festlichen und spirituellen Atmosphäre, in der die Auferstehung Christi gefeiert wird.
Nach dem Gottesdienst ist im Gemeindehaus ein Osterfrühstück vorbereitet, zu dem alle Teilnehmer eingeladen sind.
Die Osternacht heute – warum?
Dieser besondere Gottesdienst ermöglicht es der Gemeinde, die Ostergeschichte auf eine tiefere Weise zu erleben und die Freude der Auferstehung zu teilen.
Eine Teilnahme am Osternacht-Gottesdienst zu zeitiger Stunde eröffnet also völlig neue Perspektiven auf das Osterfest.
Vielleicht möchte sich jemand auch aktiv an den Vorbereitungen und dem Ablauf der Osternacht beteiligen. Sie lebt von der Gemeinschaft und der regen Teilnahme der Gläubigen. Interessierte können sich bei Chris Egelseer, (chrisegelseer@web.de) melden.
In diesem Sinne lädt die Gemeinde Maria Magdalena herzlich dazu ein, die Osternacht als eine besondere und bedeutungsvolle Feier zu erleben. Möge das Licht Christi die Dunkelheit erhellen und uns alle in die Freude der Auferstehung führen.
- Roland Süß