Große Zustimmung erhielt Luther von katholischen Geistlichen, Fürsten und Grafen, als er seine 95 Thesen 1517 an der Tür der Schlosskirche zu Wittenberg anschlug.
Auch im fränkischen Raum fand die neue Protestbewegung viele Anhänger. Windsheim in Franken war die erste Stadt, die schon 1521 Luthers reformatorische Forderungen annahm. Nürnberg folgte 1522/23.
Im Jahre 1527 wurde Tennenlohe von der Brucker Kirche getrennt und eine eigene Pfarrei. Dann, im Jahre 1528, war Johann Rinner der erste Pfarrer, der nach evangelischem Ritus eingeführt wurde.
Die Einführung des neuen Glaubens verlief nicht reibungslos. Viele Pfarrer wussten nicht, wie sie predigen sollten. Und so wurde es notwendig, sie zu schulen und zu prüfen. Die einzige Grundlage war die Bibel. Luther forderte deshalb, auch Schulen für das einfache Volk einzuführen, denn jeder sollte die Bibel auch lesen können.
Natürlich trugen die Pfarrer auch ihre Sorgen und Klagen vor. Hier einige Beispiele: So beklagte sich zum Beispiel Pfarrer Abraham Rappold, „dass er kein Studierstüblein und auch zu wenig Holz zum Heizen habe." Er beschwerte sich auch über seinen Kirchner (Messner), „weil er nicht so auf ihn höre, sein Amt nicht ordentlich ausführe, ja sogar ihm bei der Predigt dreinrede und alles besser wisse. Sein Weib sei waschhaft (geschwätzig) und bringe die Nachbarn gegeneinander auf und rede auch ihm übel nach. Der neue Wirt Frydell und sein Weib lebten lange unzüchtig und in ihrer Ehe und Haushaltung fluchen sie und schlagen sich, dass es nicht zu sagen ist." Thomas Ammon, schreibt Pfarrer Rappold, „sei ein Gotteslästerer und Verächter göttlichen Wortes und der Sakramente. In seiner Ehe habe er viel Ehebruch begangen und auch viele Wiedertäufer beherbergt, weil er ein Wirt war. Fritz Hoffmann vom Haselhof geht selten in die Kirche und flucht gräulich."
Nicht alle Gläubigen waren der neuen Lehre zugetan, denn von der alten Weisbärtin berichtet der Pfarrer, „dass sie noch der Abgötterei und der Segnerei anhinge, obwohl ihr Mann ein Hauptmann und Gottespfleger sei. Sie sagt auch, weil Luther die neue Lehre aufgebracht habe, sei weder Glück noch Heil in Germania."
Nicht nur die Pfarrer beurteilten ihre Gemeinden, sondern auch die Gläubigen taten dies gegenüber Ihren Pfarrern. So berichtet im Oktober 1561 der Tennenloher Bürger Moritz Harscher, Hauptmann zu Tennenlohe, „dass Pfarrer Rappold ein fleißig mendlein sei und den Gottesdienst hält, wie ihn der ehrbare Rat angeordnet. Er predigt deutlich und verständlich."
Fritz Weißbart, Hauptmann und „gotthauspfleger" hat noch keinen Mangel am Pfarrer anzuzeigen. Ebenso Sebald Harscher und Fritz Marsch, beide Bürgermeister zu Tennenlohe. Konrad Marsch und Balthasar Harscher, beide „Heiligenpfleger" zu Tennenlohe, finden alle vier an ihrem Pfarrer nichts auszusetzen. Die Kirchengemeinde sei mit „wol" zufrieden. (Damals gab es in den Gemeinden mehrere Bürgermeister.) Aber nicht alle Pfarrer wurden so gut beurteilt wie Pfarrer Rappold. Von 63 Nürnberger Landpfarrern wurden 14 als untauglich eingestuft.
Allmählich bildete sich ein einheitliches Predigen und Lehren, jedoch erst, nachdem die neue Kirchenordnung gedruckt und von Markgraf Georg genehmigt wurde. Von diesem Zeitpunkt an kann man sagen, die Reformation ist bei uns eingeführt. Markgraf Georg (Regent von 1525 – 1543), der ein Freund Luthers war, setzte sich auf dem Reichstag zu Augsburg für den neuen Glauben ein. Er wurde deshalb auch Georg der Fromme genannt.
Adolf Most
veröffentlicht im Gemeindebrief 4/2017