„Love is in the Air“ – Liebe ist in der Luft. So heißt es in einem Lied. Und dieses Lied ist wohl nicht nur wegen der tollen Musik, sondern wegen dieses Textes ein Hit geworden: Liebe ist in der Luft: Da atmen wir gleich ganz anders ein, da macht sich gleich ein Wohlgefühl in uns breit. Wäre das schön, wenn wir mit jedem Atemzug Liebe in uns aufnehmen könnten und wir bei jedem Ausatmen diese Liebe automatisch an andere weitergeben würden.
Auf der anderen Seite klingt das, was der Apostel Paulus hier von den Korinthern und mit der Jahreslosung letztlich auch von uns fordert, ganz schön anstrengend. Was, wenn mir gerade gar nicht nach liebevollen Gedanken zu Mute ist, oder wenn ich die Menschen, mit denen ich gerade beruflich oder im Alltag zu tun habe, gar nicht leiden kann. Ist es dann nicht gekünstelt und geradezu aufgesetzt, ein Gefühl der Liebe erzwingen zu wollen? Ja, ist erzwungene Liebe überhaupt Liebe?
Wir brauchen noch nicht einmal in diese lieblose Welt voller Krieg und Hass zu schauen – bei uns selber sind die Gedanken und das Reden übereinander oft auch nicht gerade liebevoll. Und wie viele kümmern sich liebevoll um andere und ernten doch nur schlechte Worte oder es wird als selbstverständlich einfach hingenommen.
Auch die Gemeinde in Korinth, an die Paulus schreibt, geht alles andere als liebevoll miteinander um und ist total zerstritten. Und genau in diese Situation hinein ermahnt Paulus sie, sich von der großen Liebe Gottes durchdringen zu lassen. Denn mit unserer Geduld und menschlichen Liebe sind wir oft schnell am Ende,
Martin Luther hat einmal gesagt: Gott ist wie ein Backofen voller Liebe. Ja, im 1. Johannesbrief steht sogar: Gott ist Liebe. Und mit Jesus hat er diese große Liebe in unsere Herzen gegeben. Eine Liebe, die nicht von unseren Gefühlen abhängt. Eine Liebe, die uns sogar befähigt, Böses mit Gutem zu vergelten und Feinde zu lieben. Eine Liebe, die den anderen nicht aufgibt und uns immer wieder Kraft gibt durchzuhalten und in jedem Menschen jemanden zu sehen, den Gott liebt.
Die Übersetzung der Jahreslosung betont unser Tun: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. Aber im griechischen Neuen Testament steht eigentlich: „Alles, was euch betrifft, geschehe in Liebe.“ Nicht nur unser Tun, unser ganzes Leben, Wollen, Denken und Fühlen soll von der Liebe Gottes erfüllt und bestimmt sein. So wie wir selbstverständlich die Luft ein- und ausatmen, so sollen wir aus Gottes Liebe leben und diese weitergeben.
Schon drei Kapitel vorher hat Paulus diese Liebe näher beschrieben. Und wenn wir dieses Hohelied der Liebe mit in dieses neue Jahr nehmen, dann kann wirklich, wie es in dem Hit heißt, Liebe in der Luft liegen. Denn die Liebe ist langmütig, sie bläht sich nicht auf, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu. Sie freut sich nicht an Ungerechtigkeit, sondern an der Wahrheit. Ja, sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, duldet alles. Eben all das, was uns Menschen an unsere Grenzen bringt, schafft Gottes Liebe durch uns.
So lasst uns als Gemeinde und auch jeder Einzelne von uns in unserem eigenen Umfeld in diesem neuen Jahr ein Zeuge dieser großen Liebe Gottes sein. Alles, was euch betrifft, geschehe aus Liebe, alles, was ihr tut, denkt und wie ihr einander begegnet und behandelt – all das geschehe aus Liebe.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes und gesegnetes Neues Jahr voller Liebe!
Ihre Sieglinde Quick